Wo im Hofalltag sonst die Ponys durch den Sand traben, graben sich an diesem Sonntagmorgen zahlreiche Stühle in den gelb-sandigen Untergrund. Platz genommen in der Bewegungshalle haben die Hoffestbesucher*innen, die direkt zum Familiengottesdienst den Weg auf den Kolping Gutshof in Großeneder gefunden hatten. Dank seines besonderen Settings trotzte der Hof den zwischenzeitlichen Regenschauern und empfing die Gäste direkt zum Auftakt im Trockenen.
Das Hofteam auf dem Kolping Gutshof in Großeneder verliebt sich gerade in die tiergestützte Arbeit. Der Baustein, der den besonderen Charme des außerschulischen Lernorts mitprägt, wird derzeit auf neue, breitere Füße gestellt. In Zuge dessen wird das gesamte pädagogische Team mit einbezogen. Angeleitet durch Mareike Gördemann vertiefen sich die Mitarbeitenden in ihr neues Betätigungsfeld. Alle zusammen lernen sie, wie tiergestützte Intervention effektiv und tierartgerecht gestaltet werden kann und wie Tiere und Jugendliche optimal zusammenwirken können. In ihrer Funktion als pädagogische Beraterin macht Mareike Gördemann alle dafür mit den Grundlagen der artgerechten Haltung, den Trainingselementen und Einsatzmöglichkeiten vertraut – Tierart für Tierart. Gemeinsam wagten sie jüngst ein neues Abenteuer: die Schafschur.
Freude, Optimismus, gute Laune – das strahlt einem im neuen Multifunktionsraum auf dem Kolping Gutshof in Großeneder entgegen. Hier ist ein Ruhepol für die Kinder und Jugendlichen aus der Start-off- und Take-off-Maßnahme entstanden – mit einer gelb-orangen strahlenden Sonnenmalerei an der Wand als Eyecatcher. Mit seinen beiden Sofas und einem hängenden Yogatuch strahlt das ehemalige, frisch renovierte Büro Gemütlichkeit aus. Ob als Lernraum, Ort für Gesprächssettings, als Rückzugsmöglichkeit oder einfach zum Chillen – hier findet man für alles die nötige Ruhe. Eine Möglichkeit, sein handwerkliches Geschick auszuprobieren hat hier einer der Take-off-Teilnehmer gefunden. Eigenständig hat er sich um die Renovierung gekümmert: So bekamen die Wände ihren weißen Anstrich und die sonnige Wandmalerei. Für den Jugendlichen selbst ebenfalls ein Benefit.
Der Kolping Gutshof in Großeneder wird um einen Blickfang reicher. Die Jugendlichen aus der „Start-off“-Maßnahme arbeiten derzeit an einem Outdoor-Schachspiel, das den Garten aufwerten soll. Dabei werden in ihrer Variante Bauern, Läufer, Springer & Co nicht in schlichtem Schwarz und Weiß auf dem Schachbrett stehen. Die Schüler*innen geben ihren Spielfiguren eine ganz individuelle Note. Inspiration haben sie sich bei einer Modelegende geholt. Besonders ist auch die fächerübergreifende Zusammenarbeit, die das handlungsorientierte Projekt erst möglich macht.
„Ein Hoch auf das Werden“ – mit dieser Botschaft schloss sich der Vorhang bei der Aufführung der Jugendoper „Ich/Ich/Ich“ des Jungen Theaters des Landestheaters Detmold. Wer bin ich? Warum bin ich so, wie ich bin? Und wer will ich sein? – dies waren nicht nur im Theatersaal die zentralen Fragen. So wie die Figuren in dem Stück den Puzzleteilen ihrer Identitäten auf den Grund gingen, lud auch Musiktheaterpädagogin Philine Korkisch die Start-off-Jugendlichen in der Nachbereitung des Stücks mit Übungen zur Selbstfindung ein. Die Jugendlichen hatten das Theaterstück in Detmold gesehen und führten zwei Tage später auf dem Kolping Gutshof in Großeneder mit der Expertin „philosophische Gespräche“ darüber, wie das Theaterstück in ihnen nachhallte.
„Ich bin beeindruckt. Mit so einem Zulauf habe ich nicht gerechnet.“ Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach und das Gutshofteam hatten beim Hoffest alle Hände voll zu tun. Die Besucherströme ebbten auch bis zum Nachmittag nicht ab. Während die Erwachsenen in angeregten Gesprächen vertieft waren, zogen die kleinen Besucher*innen ihre Eltern von einer Kinderaktion zur anderen. „Wir gehen jetzt nach Hause“ stieß am Ende des Tages nicht bei allen Kindern auf Begeisterung – manch eine Familie hatte ihre Schwierigkeiten, ihre Sprösslinge vom Hof loszueisen.